hak2 1 Die Indoeuropäische Sprachfamilie
Woher kommt die deutsche Sprache?
Die deutsche Sprache stammt aus der indoeuropäischen Sprachfamilie, zu der viele Sprachen in Europa und Asien gehören. Es gibt sprachliche Gemeinsamkeiten, wie etwa zwischen „Vater“ (Deutsch), „father“ (Englisch) und „pitar“ (Altindisch), die auf eine gemeinsame Ursprache hindeuten. Ob es eine einzige indoeuropäische Ursprache gab, ist jedoch unklar; wahrscheinlich handelte es sich um einen losen Bund von Dialekten, der sich durch kulturellen Austausch entwickelte. Diese Sprachen verbreiteten sich durch Wanderungsbewegungen, wobei sich verschiedene Sprachfamilien herausbildeten, darunter das Germanische, Romanische und Slawische. Andere in Europa gesprochene Sprachen wie Türkisch, Finnisch und Baskisch gehören nicht zu den indoeuropäischen Sprachen.
Wanderungs- Siedlungsbewegungen: Wanderungsbewegungen bezeichnen das dauerhafte oder großräumige Verlassen eines Gebiets durch eine Gruppe von Menschen, um sich anderswo niederzulassen. Siedlungsbewegungen sind spezifische Wanderungen, bei denen Menschen in neuen Gebieten dauerhaft Wohnorte (Siedlungen) gründen.
Indoeuropäische Sprachen
In Asien gehören zur indoeuropäischen Sprachfamilie:
- Indische Sprachgruppe: Hindi, Bengali
- Iranische Sprachgruppe: Persisch (Farsi), Kurdisch, Paschtu
- Armenisch (eigenständige Gruppe)
In Europa gehören zur indoeuropäischen Sprachfamilie:
- Germanische Sprachgruppe: Deutsch, Englisch, Schwedisch
- Romanische Sprachgruppe: Französisch, Spanisch, Italienisch
- Slawische Sprachgruppe: Russisch, Polnisch
- Griechisch (eigenständige Gruppe)
- Albanisch (eigenständige Gruppe)
Historische Sprachentwicklung
Die erste (germanische) Lautverschiebung
Die erste germanische Lautverschiebung markiert die Trennung des Germanischen von den anderen indoeuropäischen Sprachen in den ersten beiden Jahrtausenden v. Chr. Dabei ändern sich bestimmte Verschlusslaute (b, p, d, t, g, k). Außerdem verlagert sich der Akzent auf die Stammsilbe, was eine Veränderung der Betonung bedeutet. Es entwickeln sich schwache Verben, und die Anzahl der Fälle im Sprachsystem nimmt ab.
Die zweite (hochdeutsche) Lautverschiebung – Althochdeutsch (750-1050)
Die zweite (hochdeutsche) Lautverschiebung, die zwischen 500 und 800 n. Chr. stattfand, trennt das Deutsche von den anderen germanischen Sprachen. Dabei verändern sich die germanischen Laute p, t und k zu pf/f, ts/tz/z und kch/ch. Diese Veränderungen führen zur Entstehung des Althochdeutschen, der ältesten Stufe der deutschen Sprache. Zunächst betraf diese Lautverschiebung nur den Süden Deutschlands (südlich der Benrather Linie). Erst durch Martin Luthers Bibelübersetzung in Hochdeutsch wurde das Hochdeutsche zur Standardsprache im gesamten deutschen Raum.
Vom Althochdeutschen zum Mittelhochdeutschen (1050-1350)
Der Übergang vom Althochdeutschen zum Mittelhochdeutschen (1050-1350) ist durch mehrere bedeutenden Veränderungen gekennzeichnet.
- Abschwächung der Neben- und Endsilbenvokale: Vokale in unbetonten Silben verlieren an Stärke.
- Umlautbildung: Dunkle Vokale (a, o, u) beeinflussen benachbarte Silben und werden zu Umlauten (ä, ö, ü).
- Auslautverhärtung: Am Wortende verändern sich die Laute b, d und g zu p, t und k, was im gesprochenen Deutsch hörbar, aber in der Schreibung nicht mehr sichtbar ist.
- Lautveränderung: Die Laute sk und sc werden zu sch.
- Grammatikalische Veränderungen: Pronomen und Artikel entwickeln sich durch den Wegfall der Endsilbenvokale.
Diese Veränderungen markieren einen wichtigen Schritt in der Entwicklung der deutschen Sprache.
Vom Mittelhochdeutsch zum Neuhochdeutsch (1350-1650)
Der Übergang vom Mittelhochdeutschen zum Neuhochdeutschen (1350-1650) ist durch mehrere bedeutenden Veränderungen in der Sprache gekennzeichnet, auch wenn verbindliche Sprachregeln noch fehlen.
Wichtige Veränderungen:
- Diphthongierung:
- Aus den Lauten î wird ei, iu wird zu eu und û wird zu au.
- Monophthongierung:
- Diphthonge werden zu lang ausgesprochenen Vokalen, z.B. ie bleibt ie, uo wird zu u und üe wird zu ü.
- Vokaldehnung:
- Kurze Vokale in offenen Silben werden gedehnt. Oft wird ein -h oder -e als Dehnungszeichen verwendet.
- Konsonantenschwächung:
- Die Laute p, t und k werden zu b, d und g.
Hauptaussagen:
- Sprachliche Vereinheitlichung: Der Buchdruck fördert die Vereinheitlichung der Sprache, doch verbindliche Regeln sind noch nicht etabliert.
- Phonologische Veränderungen: Die Lautveränderungen wie Diphthongierung, Monophthongierung, Vokaldehnung und Konsonantenschwächung prägen die Entwicklung der Sprache in dieser Periode.
Diese Veränderungen markieren einen entscheidenden Schritt hin zur Entstehung des Neuhochdeutschen.
Bedeutungswandel
Quantitativ: Bedeutungsverengung, Bedeutungserweiterung
Qualitativ: Bedeutungsverbesserung (Melioration), Bedeutungsverschlechterung (Pejoration)
Martin Luther Buch Seite 14
a) Luthers Wichtigkeit beim Übersetzen:
Martin Luther legt beim Übersetzen Wert auf eine klare und verständliche Sprache. Er betont, dass man nicht nur die Buchstaben der lateinischen Sprache betrachten sollte, sondern sich an der alltäglichen Sprache der Menschen orientieren muss. Er empfiehlt, mit einfachen Leuten zu sprechen und zu hören, wie sie im Alltag reden, um sicherzustellen, dass die Übersetzung verständlich ist.
b) Luthers Text in heutiger Sprache:
„Ich habe mich beim Übersetzen bemüht, die deutsche Sprache klar und verständlich zu halten. Oft haben wir tagelang nach einem einzigen Wort gesucht und es nicht gefunden. Man sollte nicht einfach die Buchstaben der lateinischen Sprache verwenden, um Deutsch zu sprechen. Stattdessen sollte man die Mutter zu Hause, die Kinder auf der Straße und den einfachen Mann auf dem Markt fragen, um zu erfahren, wie sie sprechen. Nur so versteht man sie und merkt, dass man wirklich Deutsch redet.“
Moscherosch: Sprachschande
a) Moscheroschs Kritik:
Johann Michael Moscherosch kritisiert in seinem Gedicht die Vermischung der deutschen Sprache mit Fremdwörtern aus Latein, Französisch und anderen Sprachen. Er beklagt, dass die Menschen, selbst einfache Handwerker, versuchen, diese Sprachen zu sprechen, wodurch die deutsche Sprache entstellt und vernachlässigt wird. Moscherosch sieht dies als eine Schande für das deutsche Volk und warnt davor, die eigene Sprache zu verkommen und zu verfälschen.
Wolf Schneider
Vorwürfe von Wolf Schneider:
- Wortschwund und -verfälschung: Die deutsche Sprache wird vernachlässigt, mit häufigen Verwechslungen von Wörtern wie „scheinbar“ und „anscheinend“ sowie „vermeintlich“ und „vermutlich“.
- Verminderte Lesegewohnheiten: Viele junge Menschen lesen keine Bücher mehr, was zu einer Verarmung des Sprachgebrauchs führt.
- Negativer Einfluss des Internets: Die spontane und oft sorglose Kommunikation über digitale Medien führt zu einer Abnahme der Sorgfalt beim Schreiben.
- Zunehmender Gebrauch von Anglizismen: Es gibt einen Anstieg unsinniger Anglizismen, die das Deutsche unnötig verkomplizieren und abwerten.
- Kiezdeutsch und mangelnde Bemühungen um Hochdeutsch: Die Akzeptanz von „Kiezdeutsch“ wird kritisiert, da dies den Gebrauch des Hochdeutschen untergräbt und die Chancengleichheit behindert.
- Unzureichende Aufmerksamkeit für die deutsche Sprache: Der Text betont, dass die Liebe zur deutschen Sprache und deren korrekte Anwendung an Schulen und Universitäten nicht ausreichend gefördert wird.